Sachverhalt / Begründung:
Die Stadt Bramsche verfügt auf der westlichen Seite der Breslauer Straße über ein ca. 6.170 m² großes Baugrundstück (Teilfläche des Flurstücks 11/107, Flur 7 in der Gemarkung Bramsche).
Dieses war seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg mit sechs Mehrfamilienhäusern bebaut, die zum Zweck der Unterbringung von Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands erbaut worden waren.
Durch mangelhafte Bauunterhaltung war eine wirtschaftliche Sanierung dieser Objekte als nicht durchführbar angesehen worden.
Mit Beschluss der Vorlage WP 11-16/081 (Städtebauliche Neuordnung und Vermarktung der Grundstücksfläche an der Westseite der Breslauer Straße) wurde dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, die Häuser sozialverträglich zu entmieten und sukzessive abzubrechen.
Seinerzeit wurde bereits die Möglichkeit vorgeschlagen, für das frei werdende Grundstück ein städtebauliches Konzept auf Grundlage einer Neuordnung und Nachverdichtung auch im Zusammenhang mit einem Investorenwettbewerb zu entwickeln.
Dieses Ziel verfolgend wurde, legitimiert durch Beschluss der Vorlage WP16-21/0300
(Vergabe
der Wettbewerbsbetreuung "Investorenwettbewerb Breslauer Straße"), die DSK Deutsche Stadt- und
Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG aus Bremen mit der Betreuung
eines Investorenwettbewerbs an der Breslauer Straße beauftragt.
Durch
den Wettbewerb erwartet die Stadt Bramsche eine Vielfalt an qualifizierten
möglichen Lösungen für die spezifische Planungsaufgabe.
Auf
dem innenstadtnahen Grundstück sollen urbane Wohnangebote für breite Bevölke-rungsschichten
entstehen. Verwirklicht werden soll eine verdichtete Bebauung in Form von
Mehrfamilienhäusern, die günstigen und gleichzeitig attraktiven Wohnraum für
Singles, junge Familien und Senioren schafft. Aufgrund des von der Ausloberin
offerierten günstigen Grundstückspreises verspricht sich die Stadt die
Schaffung attraktiven, modernen Wohnraumes zu vertretbaren Mietpreisen. Die
Ausloberin erwartet, dass auch geförderter Wohnraum errichtet wird, um sozial
schwächer gestellten Menschen angemessene Wohnungen bieten zu können. Über den
Investorenwettbewerb und dessen spätere Umsetzung soll ein positiver
städtebaulicher und wohnungspolitischer Impuls auf dieser Fläche gesetzt
werden.
Über
eine neue Strukturierung und Erschließung des Grundstücks mit Stichstraßen kann
die Ausnutzung der Fläche optimiert werden. Das neue Angebot soll sich v. a. an
den Mietermarkt richten – es ist aber auch eine Durchmischung mit
Eigentumswohnungen beabsichtigt.
Im
Sinne einer der Hauptzielgruppen, nämlich „Familien“, wird eine Maximierung
privater Freiräume auf dem Grundstück angestrebt. Für öffentliche Freiräume ist
insgesamt eine hohe Nutzungs- und Aufenthaltsqualität sicherzustellen. Diese
Räume sollen v. a. auch Kindern als Spielfläche dienen können. Das zur Beplanung
anstehende Grundstück weist im nördlichen Bereich einen Spielplatz auf. Der
Spielplatz muss erhalten werden, allerdings nicht zwingend an dieser Stelle und
auch nicht in der jetzigen Größe, wenn das städtebauliche und architektonische
Konzept angemessene Freiraumqualitäten bietet. Der jetzige bzw. auch spätere
Spielplatz verbleibt in öffentlicher Hand und wird vor Verkauf aus dem späteren
Baugrundstück heraus gemessen.
Die
Stadt Bramsche wünscht sich im Rahmen des Investorenwettbewerbs weiterhin Ideen
für die Gestaltung der Breslauer Straße samt Nebenanlagen. Der Gehweg an der
Ostseite des Wettbewerbsgrundstücks kann überplant werden, aufgrund der sehr
geringen Verkehrsbelastung der Breslauer Straße kann eine verkehrsberuhigte
Umgestaltung der Breslauer Straße in Erwägung gezogen werden.
Privater
Anliegerverkehr bzw. die erforderlichen Zufahrtssituationen sind innerhalb des
Baufeldes zu organisieren. Hinsichtlich des PKW-Verkehrs auf dem Grundstück
wird eine möglichst weitgehende Reduzierung / Einschränkung gewünscht. Eine
Abwicklung der Verkehre auf der Fläche im Schritttempo ist über die
Konzeptionierung und die bauliche Ausführung der inneren Erschließungsanlagen
zu unterstützen. Stellplätze sind auf dem Grundstück unterzubringen
(Stellplatzschlüssel 1,5 St. / Wohneinheit), sinnvollerweise, zumindest
überwiegend, in Tiefgaragen.
Eine
Umsetzung energiesparender und ressourcenschonender Bauweisen, die Nutzung
regenerativer Energiequellen und eine energetisch sinnvolle städtebauliche
Struktur sollen in diesem Sinne auch bei der Entwicklung des in Frage stehenden
Grundstücks vorausgesetzt werden. Die Ausloberin empfiehlt,
Stellplätze/Tiefgaragen mit Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge vorzusehen.
(Für
detaillierte Informationen wird auf die Anlage zu dieser Vorlage verwiesen.)
Maßgeblich
gliedert sich die Auslobung in drei Teile:
Teil A enthält alle Informationen u.a. zum Anlass der Aufgabenstellung, dem
Verfahrensablauf, dem Bewerbungsverfahren, zu den erwarteten Leistungen der
Teilnehmer, der Zusammensetzung des Preisgerichtes und eine Zusammenfassung der
einzuhaltenden Termine. Hinweis zu den Sachpreisrichtern: Die von der
Verwaltung genannten Namen sind lediglich als Vorschläge zu verstehen. Die Fraktionen
sind hier frei in der Entscheidung.
Teil B enthält u.a. umfassende Informationen über den Makrostandort Bramsche,
zur Stadtentwicklung, der Wirtschafts- und Sozialstruktur, zur Wohnungsangebots-
und Bedarfsprognose und dem Mikrostandort Breslauer Straße.
Teil C enthält alle für die zu erbringende Planungsleistung rellevanten Anlagen.
Zusammenfassung der in der Auslobung formulierten Planungsvorgaben:
-
Wohnungsbau in
verdichteter Form, welcher im Rahmen einer städtebaulich und architektonisch
ausgereiften und wirtschaftlichen Entwurfslösung den Standort in seiner
Attraktivität steigert und die stadtentwicklungspolitischen Ziele der Stadt
Bramsche wirkungsvoll fördert.
-
Ein Wohnungsmix
aus 40 % öffentlich gefördertem Wohnraum mit Mietpreis- und
Wohnungsbelegungsbindung, 30 % Eigentumswohnungen sowie 30 % frei zu
finanzierenden Wohnungen, die dennoch der Forderung nach „angemessenen
Wohnflächen“ aus den Produktinformationen der NBank für Mietwohnungen und
Ersatzbaumaßnahmen nachkommen.
-
Detaillierte
Ausführungen zu den Punkten Energie- und Materialkonzept (Ecological Footprint,
Nahwärme, BHKW, Wärmepumpe, e-Mobilität etc.).
-
Kaufpreisangebot
für die kommunale Liegenschaft unter Berücksichtigung eines Mindestgebotes in
Höhe von 90,- €/m². Damit wird vorgeschlagen, nicht auf eine Höchstpreisvergabe
zu setzen, sondern durch eine moderate Kaufpreisgestaltung einen weiteren
Baustein für vertretbare Miethöhen zu leisten.
Die
Stadt betritt mit Auslobung dieses Investorenwettbewerbs insoweit Neuland, als dass
nunmehr erstmalig in größerem Umfang Mehrfamilienhausbau in integrierter Lage
initiiert wird.
Durch
das Ziel, eine Bebauung auch der hinteren Grundstücksflächen durch zusätzliche
Erschließungen zu ermöglichen, erfolgt zudem eine klassische Nachverdichtung
bzw. Wiedernutzung brachgefallener Flächen in integrierter Lage.
Das
von der Stadt beauftragte Wohnraumversorgungskonzept ist eine Grundlage des
Wettbewerbs. Durch die von der Verwaltung vorgeschlagene Aufteilung der Wohnungen
mit Mietpreisbindung, Wohnungen ohne Bindung und auch Eigentumswohnungen soll
sowohl ein Anreiz für Investoren geschaffen werden, am Wettbewerb teilzunehmen,
andererseits möchte die Verwaltung durch die Realisierung eines attraktiven
Neubauprojektes einen positiven Impuls in diesem Quartier setzen.
Das
Quartier um die Breslauer Straße benötigt einen Immagegewinn durch einen
positiven Investitionsschub, der möglicher Weise weitere Investitionsvorhaben
in diesem Bereich nach sich zieht. Gleichzeitig kann die Sozialstruktur
innerhalb des Gebietes verbessert werden.
Bei
dem vorgeschlagenen Wohnungsmix hat sich die Verwaltung an der Vorgehensweise
der Stadt Münster orientiert, ohne diese zu kopieren. Ziel sollte sein, für
breite Bevölkerungsschichten modernen Wohnraum zu angemessenen Preisen
anzubieten. Ob das unter den hier vorgestellten Rahmenbedingungen funktioniert,
bleibt abzuwarten.
Die
Verwaltung sieht diesen Wettbewerb somit auch als ein Projekt an, um das Thema
„verdichteter Wohnungsbau/Mietwohnungsbau“ in Bramsche positiv zu besetzen. Die
im Zuge der Durchführung dieses Wettbewerbs oder der späteren Umsetzung
gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sollen genutzt werden, um die hier
beschriebenen Rahmenbedingungen für künftige Projekte (z.B. Bahnhofsumfeld) immer
weiter zu optimieren, wenn erforderlich.
Beschlussvorschlag:
Die Auslobungsbedingungen zum Investorenwettbewerb „Breslauer Straße“ werden beschlossen.