Betreff
Auslobung eines Investorenwettbewerbs
Vorlage
WP 16-21/0524
Art
Beschlussvorlage

Sachverhalt / Begründung:

 

 

 

Die Stadt Bramsche verfügt auf der westlichen Seite der Breslauer Straße über ein ca. 6.170 m² großes Baugrundstück (Teilfläche des Flurstücks 11/107, Flur 7 in der Gemarkung Bramsche).

 

Dieses war seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg mit sechs Mehrfamilienhäusern bebaut, die zum Zweck der Unterbringung von Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands erbaut worden waren.

 

Durch mangelhafte Bauunterhaltung war eine wirtschaftliche Sanierung dieser Objekte als nicht durchführbar angesehen worden. 

Mit Beschluss der Vorlage WP 11-16/081 (Städtebauliche Neuordnung und Vermarktung der Grundstücksfläche an der Westseite der Breslauer Straße) wurde dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, die Häuser sozialverträglich zu entmieten und sukzessive abzubrechen.

 

Seinerzeit wurde bereits die Möglichkeit vorgeschlagen, für das frei werdende Grundstück ein städtebauliches Konzept auf Grundlage einer Neuordnung und Nachverdichtung auch im Zusammenhang mit einem Investorenwettbewerb zu entwickeln.

 

Dieses Ziel verfolgend wurde, legitimiert durch Beschluss der Vorlage WP16-21/0300

(Vergabe der Wettbewerbsbetreuung "Investorenwettbewerb Breslauer Straße"), die DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG aus Bremen mit der Betreuung eines Investorenwettbewerbs an der Breslauer Straße beauftragt.

 

Durch den Wettbewerb erwartet die Stadt Bramsche eine Vielfalt an qualifizierten möglichen Lösungen für die spezifische Planungsaufgabe.

 

Auf dem innenstadtnahen Grundstück sollen urbane Wohnangebote für breite Bevölke-rungsschichten entstehen. Verwirklicht werden soll eine verdichtete Bebauung in Form von Mehrfamilienhäusern, die günstigen und gleichzeitig attraktiven Wohnraum für Singles, junge Familien und Senioren schafft. Aufgrund des von der Ausloberin offerierten günstigen Grundstückspreises verspricht sich die Stadt die Schaffung attraktiven, modernen Wohnraumes zu vertretbaren Mietpreisen. Die Ausloberin erwartet, dass auch geförderter Wohnraum errichtet wird, um sozial schwächer gestellten Menschen angemessene Wohnungen bieten zu können. Über den Investorenwettbewerb und dessen spätere Umsetzung soll ein positiver städtebaulicher und wohnungspolitischer Impuls auf dieser Fläche gesetzt werden.

 

Über eine neue Strukturierung und Erschließung des Grundstücks mit Stichstraßen kann die Ausnutzung der Fläche optimiert werden. Das neue Angebot soll sich v. a. an den Mietermarkt richten – es ist aber auch eine Durchmischung mit Eigentumswohnungen beabsichtigt.

 

Im Sinne einer der Hauptzielgruppen, nämlich „Familien“, wird eine Maximierung privater Freiräume auf dem Grundstück angestrebt. Für öffentliche Freiräume ist insgesamt eine hohe Nutzungs- und Aufenthaltsqualität sicherzustellen. Diese Räume sollen v. a. auch Kindern als Spielfläche dienen können. Das zur Beplanung anstehende Grundstück weist im nördlichen Bereich einen Spielplatz auf. Der Spielplatz muss erhalten werden, allerdings nicht zwingend an dieser Stelle und auch nicht in der jetzigen Größe, wenn das städtebauliche und architektonische Konzept angemessene Freiraumqualitäten bietet. Der jetzige bzw. auch spätere Spielplatz verbleibt in öffentlicher Hand und wird vor Verkauf aus dem späteren Baugrundstück heraus gemessen.

Die Stadt Bramsche wünscht sich im Rahmen des Investorenwettbewerbs weiterhin Ideen für die Gestaltung der Breslauer Straße samt Nebenanlagen. Der Gehweg an der Ostseite des Wettbewerbsgrundstücks kann überplant werden, aufgrund der sehr geringen Verkehrsbelastung der Breslauer Straße kann eine verkehrsberuhigte Umgestaltung der Breslauer Straße in Erwägung gezogen werden.

 

Privater Anliegerverkehr bzw. die erforderlichen Zufahrtssituationen sind innerhalb des Baufeldes zu organisieren. Hinsichtlich des PKW-Verkehrs auf dem Grundstück wird eine möglichst weitgehende Reduzierung / Einschränkung gewünscht. Eine Abwicklung der Verkehre auf der Fläche im Schritttempo ist über die Konzeptionierung und die bauliche Ausführung der inneren Erschließungsanlagen zu unterstützen. Stellplätze sind auf dem Grundstück unterzubringen (Stellplatzschlüssel 1,5 St. / Wohneinheit), sinnvollerweise, zumindest überwiegend, in Tiefgaragen.

 

Eine Umsetzung energiesparender und ressourcenschonender Bauweisen, die Nutzung regenerativer Energiequellen und eine energetisch sinnvolle städtebauliche Struktur sollen in diesem Sinne auch bei der Entwicklung des in Frage stehenden Grundstücks vorausgesetzt werden. Die Ausloberin empfiehlt, Stellplätze/Tiefgaragen mit Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge vorzusehen.

 

(Für detaillierte Informationen wird auf die Anlage zu dieser Vorlage verwiesen.)

 

Maßgeblich gliedert sich die Auslobung in drei Teile:

 

Teil A enthält alle Informationen u.a. zum Anlass der Aufgabenstellung, dem Verfahrensablauf, dem Bewerbungsverfahren, zu den erwarteten Leistungen der Teilnehmer, der Zusammensetzung des Preisgerichtes und eine Zusammenfassung der einzuhaltenden Termine. Hinweis zu den Sachpreisrichtern: Die von der Verwaltung genannten Namen sind lediglich als Vorschläge zu verstehen. Die Fraktionen sind hier frei in der Entscheidung.

 

Teil B enthält u.a. umfassende Informationen über den Makrostandort Bramsche, zur Stadtentwicklung, der Wirtschafts- und Sozialstruktur, zur Wohnungsangebots- und Bedarfsprognose und dem Mikrostandort Breslauer Straße.

 

Teil C enthält alle für die zu erbringende Planungsleistung rellevanten Anlagen.

 

 

 

Zusammenfassung der in der Auslobung formulierten Planungsvorgaben:

 

-        Wohnungsbau in verdichteter Form, welcher im Rahmen einer städtebaulich und architektonisch ausgereiften und wirtschaftlichen Entwurfslösung den Standort in seiner Attraktivität steigert und die stadtentwicklungspolitischen Ziele der Stadt Bramsche wirkungsvoll fördert.

-        Ein Wohnungsmix aus 40 % öffentlich gefördertem Wohnraum mit Mietpreis- und Wohnungsbelegungsbindung, 30 % Eigentumswohnungen sowie 30 % frei zu finanzierenden Wohnungen, die dennoch der Forderung nach „angemessenen Wohnflächen“ aus den Produktinformationen der NBank für Mietwohnungen und Ersatzbaumaßnahmen nachkommen.

-        Detaillierte Ausführungen zu den Punkten Energie- und Materialkonzept (Ecological Footprint, Nahwärme, BHKW, Wärmepumpe, e-Mobilität etc.).

-        Kaufpreisangebot für die kommunale Liegenschaft unter Berücksichtigung eines Mindestgebotes in Höhe von 90,- €/m². Damit wird vorgeschlagen, nicht auf eine Höchstpreisvergabe zu setzen, sondern durch eine moderate Kaufpreisgestaltung einen weiteren Baustein für vertretbare Miethöhen zu leisten.

 

 

Die Stadt betritt mit Auslobung dieses Investorenwettbewerbs insoweit Neuland, als dass nunmehr erstmalig in größerem Umfang Mehrfamilienhausbau in integrierter Lage initiiert wird.

 

Durch das Ziel, eine Bebauung auch der hinteren Grundstücksflächen durch zusätzliche Erschließungen zu ermöglichen, erfolgt zudem eine klassische Nachverdichtung bzw. Wiedernutzung brachgefallener Flächen in integrierter Lage.

 

Das von der Stadt beauftragte Wohnraumversorgungskonzept ist eine Grundlage des Wettbewerbs. Durch die von der Verwaltung vorgeschlagene Aufteilung der Wohnungen mit Mietpreisbindung, Wohnungen ohne Bindung und auch Eigentumswohnungen soll sowohl ein Anreiz für Investoren geschaffen werden, am Wettbewerb teilzunehmen, andererseits möchte die Verwaltung durch die Realisierung eines attraktiven Neubauprojektes einen positiven Impuls in diesem Quartier setzen.

 

Das Quartier um die Breslauer Straße benötigt einen Immagegewinn durch einen positiven Investitionsschub, der möglicher Weise weitere Investitionsvorhaben in diesem Bereich nach sich zieht. Gleichzeitig kann die Sozialstruktur innerhalb des Gebietes verbessert werden.

 

Bei dem vorgeschlagenen Wohnungsmix hat sich die Verwaltung an der Vorgehensweise der Stadt Münster orientiert, ohne diese zu kopieren. Ziel sollte sein, für breite Bevölkerungsschichten modernen Wohnraum zu angemessenen Preisen anzubieten. Ob das unter den hier vorgestellten Rahmenbedingungen funktioniert, bleibt abzuwarten.

 

Die Verwaltung sieht diesen Wettbewerb somit auch als ein Projekt an, um das Thema „verdichteter Wohnungsbau/Mietwohnungsbau“ in Bramsche positiv zu besetzen. Die im Zuge der Durchführung dieses Wettbewerbs oder der späteren Umsetzung gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sollen genutzt werden, um die hier beschriebenen Rahmenbedingungen für künftige Projekte (z.B. Bahnhofsumfeld) immer weiter zu optimieren, wenn erforderlich.

 

 


Beschlussvorschlag:

 

Die Auslobungsbedingungen zum Investorenwettbewerb „Breslauer Straße“ werden beschlossen.