Sachverhalt / Begründung:
In der 3. Sitzung des Ausschusses für Schule und Kultur am 13.11.2012 sowie in der interfraktionellen Sitzung der Fraktionen des Rates am 17.12.2012 hatte die Verwaltung ausführlich über die derzeitige Situation und die zukünftig zu erwartende Entwicklung der Sekundarschulen in Bramsche und insbesondere der Hauptschule Engter berichtet.
Dies geschah aufgrund der rechtlichen Verpflichtung nach § 106 Abs. 1 des Niedersächsischen Schulgesetzes (NSchG):
„Die Schulträger sind verpflichtet, Schulen zu errichten, zu erweitern, einzuschränken, zusammenzulegen, zu teilen oder aufzuheben, wenn die Entwicklung der Schülerzahlen dies erfordert“.
Als Informationen lagen in den genannten Sitzungen Aufstellungen der aktuellen Schülerzahlen, Übergangsquoten und Prognosen für die nächsten Schuljahre vor.
Zunächst werden diese für die GHS Engter nachfolgend zusammenfassend dargestellt.
1. Schüler- und Klassenzahlen
Entwicklung HS Engter seit 2004 (Abschaffung der
Orientierungsstufe)
Schuljahr 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13
Schülerzahl 101 110 110 120 106 109 98 95 99
Erhöhung der Schülerzahlen nach „Einschulung“ (Kl. 5) durch Rückläufer aus der Realschule, Zuzüge und Überweisungen von anderen Schulen:
Daten aus
"Schulbericht - Amtl. Schulstatistik" |
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Einschulung in Klasse 5
HS Engter |
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Schuljahr |
Klasse 5 - Anzahl |
Klasse heute (SJ 12/13) |
Anzahl Schüler heute |
2011/2012 |
10 |
Kl. 6 |
12 |
2010/2011 |
10 |
Kl. 7 |
19 |
2009/2010 |
11 |
Kl. 8 |
17 |
2008/2009 |
8 |
Kl. 9 |
16 |
2007/2008 |
19 |
Kl 10 |
24 |
Gesamt |
58 |
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88 |
siehe hierzu auch Anlage 1 Wechsel an die HS Engter („Rückläufer“ aus
der Realschule u. a. Schulen)
Hieraus ergibt sich, dass von den insgesamt 56 an die HS Engter gewechselten Schülern der letzten 4 Schuljahre 18 (= 32 %) aus dem Grundschuleinzugsbereich Engter kamen und 38 (= 68 %) aus anderen Ortsteilen/Gemeinden. Der überwiegende Teil der „Rückläufer“ kommt also nicht aus dem Kirchspiel Engter.
Fakten:
- Zur Zeit 99 Schüler in 5 Klassen
- Einzügig – Ausnahme von der Regel: HS sollen 2-zügig sein. Mindestgröße gefährdet.
- Klassen 5 + 6 = Kombiklasse
- Erlass Klassenbildung und Lehrerstundenzuweisung sagt: „Mehrere Jahrgänge sind in kombinierten Klassen zusammenzufassen, wenn in zwei oder mehreren aufeinander folgenden Schuljahrgängen nur maximal folgende Schülerzahlen erreicht werden: .........Hauptschule 24 Schüler“
2. Übergangsquoten und Prognose
- Durchschnitt der Hauptschulen in Bramsche der letzten 4 Jahre = 14 %
- Spannbreite HS Engter: 15,2 % bis 22,2 %
Aber: aufgrund kleiner Jahrgangs-Gesamtzahl absolute Schwankung nur +/- 1 Schüler !
- Übergangsquote zur Prognose für die HS Engter = 15 % zugrundegelegt
In absoluten Zahlen ergibt sich für die Klassen 5 und 6 in den kommenden Schuljahren folgende Prognose (15 % der jetzigen Schülerzahlen in den Klassen 1-4 der GS Engter):
Schuljahr: 2012/2013 (Ist) 2013/2014 2014/2015 2015/2016 2017/2018
Klasse 5 11 9 9 8 10
Klasse 6 12 11 9 9 8
Diese „Einschulungszahlen“ würden jeweils die Bildung einer Kombiklasse 5+6 zwingend erforderlich machen.
3. Auswirkungen der „Neubaugebiete“ im Ortsteil Engter
siehe
hierzu auch Anlage 2 „Gemeldete Kinder in den Neubaugebieten in Engter“
In den 7 „neuen“ Straßen der Neubaugebiete in Engter sind für die kommenden Grundschul-Einschulungsjahrgänge aktuell insgesamt 60 Kinder gemeldet, die sich wie folgt auf die Einschulungsjahre verteilen:
Einschulungsjahr 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Kinder 4 7 16 12 11 7 3
Gesamtzahl GS Engter 63 75 81 51 69 59
(hierin sind die Kinder aus den Neubaugebieten enthalten)
Hieraus läßt sich folgendes Plausibilitätsbeispiel (keine Prognose !) für kommende Neubauten herleiten:
Bei insgesamt 103 Häusern in den 7 Straßen und 60 Kindern bedeutet dies einen Durchschnittswert von 0,6 Kindern je Haus.
Bei weiteren 50 Häusern a´ 0,6 Kindern = 30 Kindern – verteilt auf nur 6 Jahrgänge (a´ 5 Kinder) würde bei einer Übergangsquote zur Hauptschule von 15 % nur jeweils 1 Kind zusätzlich zur Hauptschule gehen. Dies wird außerdem wohl durch die insgesamt abnehmende Bevölkerungszahl kompensiert.
Hierzu ein Auszug aus der Bevölkerungsprognose des Landkreises für Bramsche:
10jährige 2012 (318) bis 2030 (267) = - 51 (- 16 %)
Geburten Bramsche 2002 (heute 10-jährige) 318
Geburten Bramsche 2011 (aktuellste Zahl) 243
Differenz: - 75 (23,5 %)
4. Verteilung der Hauptschüler auf die HS Engter und HS
Bramsche nach Ortsteilen
- Die HS Engter besuchen 72 Schüler aus dem „Kirchspiel Engter“ (72 %) und 27 Schüler aus anderen OT/Gemeinden (27 %)
- Die HS Bramsche besuchen 28 Schüler aus dem „Kirchspiel Engter“
- Zusammen also 100 Schüler – damit besuchen 72 % der Hauptschüler aus Engter auch die HS Engter
- Hauptschüler aus Engter haben ein gesetzliches Wahlrecht, zur HS Bramsche (Ganztagsschule) zu gehen.
- Der „Abfluss“ zur HS Bramsche wird z. Zt. – noch – kompensiert durch den Zufluss aus anderen OT in fast gleicher Größe (27 Schüler)
- Die „Prognose“ geht davon aus, dass 15 % von allen Grundschülern der GS Engter auch zur HS Engter gehen. Zwar gehen 15 % aller GS in Engter zur HS, aber nicht alle zur HS Engter (nur rund ¾ der GS). Die Prognosezahl stimmt nur dann, wenn und solange die Kompensation aus anderen Bereichen weiterhin stattfindet.
5. Schülerzahlen bei Zusammenlegung der Hauptschulen auf
den Standort Innenstadt
Basierend auf den aktuellen Schülerzahlen der beiden Hauptschulen würden sich bei einer Zusammenlegung zum Schuljahr 2013/2014 folgende Jahrgangsstärken ergeben:
Klasse Schülerzahl Anzahl Klassen (Teilung ab 27 Schüler je Klasse)
5 44 2
6 43 2
7 69 3
8 59 3
9 74 3
10 86 4
Gesamt 375 17
Diese Zahlen berücksichtigen nicht „Rückläufer“ von anderen Schulen/Schulformen; da aber die jeweiligen Klassenstärken nach o. a. Schülerzahlen noch „Luft nach oben haben“, sollte dies keine weitere Erhöhung der Klassenzahl nach sich ziehen. In den kommenden Jahren ist dann mit einem weiteren Rückgang der Hauptschüler allein schon aufgrund der Demografie zu rechnen.
Da die Hauptschule Innenstadt nach ihrer Erweiterung um das ehemalige VHS-Gebäude unter Berücksichtigung von derzeit anderweitig genutzten Räumen über ausreichende Raumkapazitäten verfügt, [1] ist diese Anzahl von Klassen auch nach Einschätzung des Schulleiters in dem Schulgebäude unterzubringen.
Zusammenfassende Darstellung
Nach den vorliegenden Einwohnerzahlen ist davon auszugehen,
dass die HS Engter auch in den kommenden Jahren nicht über die für einen
ordnungsgemäßen Schulbetrieb erforderlichen Schülerzahlen verfügt. Selbst wenn
in den Jahrgängen ab Klasse 7 durch Rückläufer von anderen Schulen eine für die
Vermeidung von Kombiklassen ausreichende Schülerzahl erreicht werden sollte, so
sind in den Jahrgängen 5 und 6 weiterhin Schülerzahlen zu erwarten, die die
Bildung von Kombiklassen nach dem Klassenbildungserlass erforderlich machen.
Dabei ist folgendes zu berücksichtigen:
Auch wenn alle Grundschüler aus Engter, die nach der
bisherigen durchschnittlichen Übergangsquote die Hauptschule wählen, in den
nächsten 4 Jahren die Hauptschule Engter besuchen, reicht deren Zahl für die
Bildung von Jahrgangsklassen nicht aus.
Steigende Schülerzahlen sind auch in den folgenden Jahren
nicht zu erwarten. Auch wenn es naturgemäß keine exakten Prognosezahlen geben
kann, müssen die unter 3. und 4. dargelegten Fakten berücksichtigt
werden.
Das Wahlverhalten wird sich nach den vorliegenden
Erfahrungen weiterhin eher zum Nachteil der Hauptschulen verändern. Dies wird
verstärkt, wenn alternative Schulangebote – auch bei benachbarten Schulträgern
– z. B. durch die Gründung neuer Gesamtschulen entstehen. Auch die
Notwendigkeit der Bildung von Kombiklassen in den Eingangsjahrgängen wirkt sich
nach Angaben der Landesschulbehörde erfahrungsgemäß negativ auf die Anwahl der
Schule aus.
Die Unterrichtsversorgung wird durch die Notwendigkeit der
Bildung von Kombiklassen schlechter. Eine Kombiklasse erhält zunächst die
gleiche Lehrerstundenzahl wie eine Jahrgangsklasse. Die je nach Größe der
Kombiklasse bis zu 5 zusätzlichen Stunden sollen den Nachteil ausgleichen, der
mit der gleichzeitigen Unterrichtung von zwei Jahrgängen in einer Klasse und
der damit notwendigen Differenzierung im Unterricht verbunden ist.
Das von der Schulleitung der GHS Engter dargestellte
günstige Schüler-Lehrer-Verhältnis beruht auf zur Zeit noch vorhandenen
Lehrerstundenüberhängen, die bereits im laufenden Schuljahr jederzeit bei
Bedarf durch Abordnungen von Lehrern an andere Schulen durch die
Landesschulbehörde aufgehoben werden können.
Im übrigen haben die kleinen Klassen in den höheren Jahrgängen den gravierenden Nachteil, dass ein differenziertes Unterrichtsangebot im Bereich der Wahlfächer, wie es an der Hauptschule Innenstadt besteht, in Engter nicht dargestellt werden kann.
Die mit der Ausweitung des Schuleinzugsbereiches der Hauptschule Engter auf das gesamte Stadtgebiet im Jahr 2003 angestrebte Stärkung dieses Schulstandortes ist faktisch nicht erreicht worden.
Auszug aus der seinerzeitigen Beschlussvorlage Nr. 395 /
WP 01-06:
„Um den Erhalt der einzügigen Hauptschule Engter zu
unterstützen, wäre ein Baustein neben anderen die Ausweitung des
Einzugsbereiches bzw. Schulbezirkes durch Ausweisung eines
Überschneidungsgebietes. Hier könnten die Eltern / Schüler aus anderen
Bramscher Ortsteilen dann die Wahl zwischen der Hauptschule in Bramsche und der
Hauptschule Engter treffen. Dies würde wohl kaum zu einer Zweizügigkeit der HS
Engter führen, aber zumindest vielleicht eine gesicherte Einzügigkeit ermöglichen.“
Tatsächlich kann von einer gesicherten Einzügigkeit, jedenfalls in den Jahrgängen 5 und 6, nicht mehr gesprochen werden. Aber auch in den Jahrgängen 7 bis 10 können die notwendigen Schülerzahlen durch Rückläufer aus dem Kirchspiel Engter allein nicht erreicht werden. Vielmehr ist die Hauptschule auch in den höheren Jahrgängen nur durch Rückläufer aus anderen Ortsteilen „lebensfähig“ (Anlage 1).
Die für einen geordneten Hauptschulbetrieb erforderliche Schülerzahl ist im eigentlichen Einzugsbereich der Grund- und Hauptschule Engter auf Dauer nicht mehr vorhanden. Es muss daher im gesamtstädtischen Interesse des Schulträgers Stadt Bramsche die Frage gestellt werden, ob es wirklich sinnvoll ist, für den Sekundarschulzweig mit den - im Vergleich zur Realschule und zum Gymnasium - geringsten Schülerzahlen weiterhin zwei eigenständige Schulstandorte vorzuhalten.
Als ein weiterer Aspekt sollte hier nämlich berücksichtigt werden, dass bei dem weiterhin zu erwartenden Rückgang des Elternwahlverhaltens zu Lasten der Hauptschulen eine „Stärkung“ der Hauptschule Innenstadt zur Sicherung eines wenigstens zweizügigen Angebotes an dieser Schule geboten erscheint. Das gilt umso mehr, wenn zukünftig noch weitere Veränderungen der Schulstruktur in Bramsche bzw. in Umlandgemeinden hinzukommen sollten, die sich nachteilig auf die Hauptschulen auswirken, etwa durch Einrichtung neuer Gesamtschulen.
Die Verwaltung schlägt daher vor, vorbehaltlich der Genehmigung durch die Landesschulbehörde, die GHS Engter zum Schuljahresbeginn 2013/2014 gem. § 106 (1) NSchG auf den Grundschulzweig einzuschränken.
Anlagen
zur Vorlage:
1.
Wechsel an die Hauptschule Engter („Rückläufer“ aus der Realschule u. a.
Schulen)
2.
Gemeldete Kinder in den Neubaugebieten in Engter – Stand 07.01.2013
Beschlussvorschlag:
Die Grund- und
Hauptschule Engter wird, vorbehaltlich der Genehmigung durch die
Landesschulbehörde, zum Schuljahresbeginn 2013/2014 gem. § 106 (1) NSchG auf
den Grundschulzweig eingeschränkt.