Beschlussvorschlag:

 

Der Rat der Stadt Bramsche beschließt gem. § 129 NKomVG über den Jahresabschluss 2018 und erteilt dem Bürgermeister für den Vollzug der Haushaltswirtschaft im Haushaltsjahr 2018 die Entlastung.

Der Überschuss des ordentlichen Ergebnisses in Höhe von 648.233,96 € ist gem. § 123 Abs. 1 Nr. 1 NKomVG der Rücklage aus Überschüssen des ordentlichen Ergebnisses zuzuführen.

Der Überschuss des außerordentlichen Ergebnisses in Höhe von 2.515.001,23 € ist gemäß § 123 Abs. 1 Nr. 2 NKomVG der Rücklage für Überschüsse des außerordentlichen Ergebnisses zuzuführen.


RM Lübbe trägt den Inhalt der Beschlussvorlage 16-21/0671 vor.

 

RM Sieksmeyer stellt fest, dass der Jahresabschluss 2018 ein verbessertes Jahresergebnis gegenüber dem ursprünglichen Planansatz für 2018 anzeigt und positiv mit 3,1 Mio. Euro abschließt. Dieser positive Effekt sei jedoch hauptsächlich auf nicht getätigte Ausgaben im Investitionsbereich zurückzuführen. Während die Einnahmen aus laufender Verwaltungstätigkeit mit 43,4 Mio. mit dem Planansatz nahezu identisch sind, liegen die Investitionen bei 8,3 Mio. Euro und damit 4,7 Mio. Euro unter dem Haushaltsansatz von 2018. Das positive Jahresergebnis weist negativ aus, dass aus dem Saldo der laufenden Verwaltungstätigkeit die Tilgung der Kredite nicht gelingen kann. Zudem beinhaltet sie eine Netto-Neuverschuldung von 1,2 Mio. Euro, die bei den guten konjunkturellen Rahmenbedingungen und bei Verzicht auf die, aus Sicht seiner Fraktion unnötigen Ausgaben für das Industrie- und Gewerbegebiet „Eiker Esch“, nicht notwendig gewesen wären. Der haushälterische Ansatz, Investitionen über mehrere Haushaltsjahre zu strecken um den Kreditbedarf mittel- und langfristig deutlich zu senken, wird von Seiten der Fraktion B 90/ Die Grünen unterstützt. Das setze aber eine Haushaltsstrategie voraus, die bei Neu-Investitionen kritischer und zurückhaltender sein müsste. Seiner Meinung nach könne man erst dann wieder neu investieren, wenn die Finanzierung der Altinvestitionen gesichert sei. Eine solche nachhaltige Haushaltsstrategie werde aber aus seiner Sicht nicht von den Mehrheitsfraktionen verfolgt. RM Sieksmeyer geht weiterhin ausführlich auf im Haushaltsplan aktuelle berücksichtigte Investitionen und berücksichtigte, aber noch nicht getätigte Investitionen vergangener Jahre ein, die aus Sicht seiner Fraktion nicht notwendig gewesen wären. Sein Fazit zum Jahresabschluss 2018 sei, dass es der Verwaltung und den Mehrheitsfraktionen an einer Haushaltsstrategie mangelt, um den notwendigen und dauerhaften Ausgleich des Haushaltes anzustreben.

 

RM Lübbe vergleicht den ursprünglichen Planansatz mit dem jetzt vorgelegten positiven Jahresabschluss. Er ist der Meinung, dass Fremdkapital notwendig ist. Die Investitionen in Höhe von 8,3 Mio. Euro beinhalten u.a. den Ankauf des Gewerbegebietes Schleptrup, den Bau des Feuerwehrgebäudes Engter, Baumaßnahme am Standort Heinrichstraße und Zuschüsse für Investitionen für Kindertagesstätten. Für RM Lübbe sind das Investitionen in Substanzwerte, für die es sich lohnt Fremdkapital aufzunehmen. Die Stadt Bramsche könne nicht wie ein Industrieunternehmen darauf achten, welche Bereiche rentabel sind und welche nicht. Es sind Pflichtaufgaben, aber auch freiwillige zusätzliche Aufgaben zu erfüllen. Eine Stadt müsse man auch z.B. durch Museen, Fußballplätze und Sportanlagen attraktiv halten. Unter anderem aus diesem Grunde und um Defizitzuschüsse, Unterhalt an Kindertagesstätten usw. weiterhin leisten zu können, möchte seine Fraktion gemeinsam mit den Partnern auch weiterhin in Gewerbe- und Industriegebiete wie z.B. dem „Eiker Esch“ investieren, um langfristig gesehen die Einnahmen zu steigern. RM Lübbe hält diese Vorgehensweise für eine solide Strategie.

 

RM Quebbemann stimmt der Einnahmensteigerung durch Gewerbeförderung zu. Er ist jedoch der Meinung, dass die Stadt Bramsche kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabeproblem habe. Statt 27,5 Mio. geplanten Steuereinnahmen sind es 28,9 Mio. Euro geworden. Das vorgelegte Jahresergebnis werde maßgeblich von Sondereffekten bzw. außerordentlichen Erträgen geprägt. Allein 961.000,00 Euro seien der Übertragung der IGS geschuldet. Er bittet die Mehrheitsfraktionen darum, die Neuverschuldung nicht in dem Maße stattfinden zu lassen, wie sie nunmehr vorgelegt wurden.

 

RM Marius Thye stellt fest, dass die SPD Fraktion seit Jahrzehnten die Strategie verfolge, durch Investitionen und damit mit Neuverschuldungen langfristig Mehreinnahmen zu erzielen, ohne dass es sich bisher nachhaltig auf den Haushalt und damit auch auf den Schuldenstand ausgewirkt hätte. Der Schuldenstand wachse stetig. Er ist der Meinung, dass diese Strategie nicht aufgehe und daher ein Strategiewechsel unbedingt notwendig wäre. Er sei dafür bekannt, dass er nicht immer mit den Aussagen der Verwaltung einverstanden wäre. Allerdings gehe er mit zwei Aussagen, die in der letzten Sitzung des Ausschusses für Finanzen, Wirtschaft und Personal getätigt wurden, absolut konform. Die Kämmerin habe erklärt, dass man bei der Haushaltsplanung darauf achten müsse, dass das Ganze nicht aus dem Ruder laufe. In derselben Sitzung habe Herr Stiegemeyer (Rechnungsprüfungsamt) gesagt, dass die Stadt Bramsche über ihre Verhältnisse lebe. Diese beiden Aussagen können seiner Meinung nach so stehen bleiben und sollten bei weiteren Haushaltsplanungen unbedingt beachtet werden.

 

RM Kiesekamp bedankt sich bei der Kämmerei und dem Rechnungsprüfungsamt für die Erstellung der Unterlagen. Er gehe davon aus, dass alle Fraktionen diese Arbeit gleichermaßen anerkennen, lediglich die Art der jeweiligen Betrachtung eine andere sei. Er halte die Aufnahme von Krediten für Investitionen z.b. für Gewerbegebiete für durchaus gerechtfertigt, wenn sie in einem erlebbaren Zeitraum mit der nötigen Rendite zurückfließen. Damit seien auch Anliegerbeiträge verbunden, die nicht sofort in der Fortschreibung zu finden sind. Diese werden erst später in Summe aufgeführt, so dass die Zahlen nicht sofort klar erkennbar sind. Die Einnahmen durch den Verkauf der IGS werden in andere Investitionen verschoben, so dass sich dadurch nichts an der Schuldenlage ändere. Er ist der Meinung, dass die Darstellung der Fortschreibungen der Investitionen der vergangenen Jahre für die ehrenamtlichen Politiker klarer dargestellt werden sollten, da diese für Nicht-Fachleute schwer zu erkennen seien. Er halte grundsätzlich die Kreditaufnahme für stabil, ist jedoch der Meinung, dass weiterhin darauf geachtet werden sollte, dass nicht zu viele Kredite dazu kommen.

 

RM Neils ist der Meinung, dass das gute Jahresergebnis auf die sehr gute wirtschaftliche Lage der letzten Jahre zurückzuführen ist. Er bezweifelt allerdings, dass man in den nächsten Jahren weiterhin mit den hohen Gewerbesteuereinnahmen rechnen könne. Er gehe eher von einer Abschwächung der konjunkturellen Lage aus. Seine Erfahrungen zeigen, dass der vorgeschlagene Strategiewechsel bedeuten würde, dass alles „kaputt gespart“, möglichst gar nichts mehr ausgegeben und freiwillige Aufgaben eingestellt werden sollen. Dieses halte er für falsch, denn Bramsche brauche einen Rahmen, in dem es sich für die Bürgerinnen und Bürger lohne zu wohnen. Es sei erforderlich, dass ausreichend vernünftige Kindergärten und Schulen vorhanden sind. Der IGS-Effekt beeinflusse natürlich auch das Jahresergebnis, er gibt aber auch zu bedenken, dass hinsichtlich der Höhe der Verkaufssumme harte und gute Verhandlungen geführt wurden, um das bestmögliche Ergebnis erzielen zu können. RM Neils ist überzeugt davon, dass die Stadt Bramsche in die Zukunft investiert. Auch der Bereich „Eiker Esch“ ist aus seiner Sicht als Zukunftsprojekt zu sehen, denn die Wirtschaft ist dafür da, für Steuereinnahmen zu sorgen und damit den Haushalt zu finanzieren. Der Kindergartenneubau am Penter Weg sei natürlich teuer, aber würde der Neubau nicht erfolgen, würden sich die Bramscher Eltern zu Recht darüber beschweren, wo sie ihre Kinder unterbringen sollen. Durch den Ankauf des Grundstückes an der großen Straße soll mittelfristig eine Entwicklung vorangetrieben werden, die zur Attraktivität von Bramsche beitragen wird.

 

RM Riepe ist der Meinung, dass die Stadt Bramsche grundsolide finanziert ist. Die Kommune bekomme immer mehr Aufgaben vom Bund und den Ländern übertragen, die hohe Kosten verursachen. Er ist froh darüber, dass die Stadt Bramsche so gut aufgestellt ist und der neue Kindergarten gebaut werden kann. Auf den Bereich „Eiker Esch“ hätte man aus Sicht seiner Fraktion verzichten und dafür lieber mehr Wohnungsausbau betreiben sollen. Dadurch hätte man mehr auf die Einkommenssteuer setzen können, da dieser der stabilere Teil wäre. Gewerbesteuereinnahmen seien im Gegensatz dazu sehr schwankend. In den nächsten Jahren werden auch auf kommunaler Ebene die Kosten in Bezug auf den Klimaschutz steigen. Daher müsse die Stadt investieren um die Zukunft der Nachkommen sichern zu können.

 

RM Sieksmeyer erklärt, dass es in den Jahren 2011 bis 2016 durchaus möglich war, den Schuldenstand konstant zu halten, obwohl Wohn- und Gewerbegebiete ausgewiesen und Kindergärten ausgebaut wurden. Wenn man die Zahlen vergleiche, ergebe sich lediglich ein Unterschied von 50.000,00 €. Es sei möglich einen Weg der Haushaltskonsolidierung zu beschreiten und gleichzeitig das Notwendige zu tun. Die wirtschaftliche Lage war in den letzten Jahren tatsächlich gut gewesen und die Steuereinnahmen dementsprechend hoch. Er stimme jedoch RM Quebbemann zu, dass die Ausgabenseite das Problem wäre. Er ist der Meinung, dass aktuell nicht Maß gehalten werden kann, sondern immer neue Töpfe geöffnet werden, bevor man die Finanzierung der alten Investitionen abgeschlossen habe. Anhand des Beispiels vom Industrie- und Gewerbegebiet in Schleptrup verdeutlicht RM Sieksmeyer, dass bislang, entgegen der per Gutachten prognostizierten Steuereinnahmen noch keine Einnahmen den Ausgaben gegenüber stehen. Bis sich die Ausgaben amortisiert haben, werde noch eine geraume Zeit vergehen. Seine Fraktion ist daher der Ansicht, dass zunächst gewartet werden sollte, bis sich die eine Investition rentiert habe, bevor neue Investitionen getätigt werden und damit die Verschuldung ins Übermaß getrieben wird. RM Sieksmeyer teilt weiterhin mit, dass die Gewerbesteuereinnahmen trotz neuer Gewerbegebiete seit 2 Jahren nicht gestiegen, sondern rückläufig seien. Sie seien jetzt auf dem Stand von 2013.

 

RM Quebbemann stellt klar, dass die harten Verhandlungen in Bezug auf den Verkauf der ehemaligen Realschule nicht auf das Bestreben der SPD Fraktion erfolgt sind, sondern die CDU Fraktion darauf bestanden habe. Es wäre eher so gewesen, dass der CDU Fraktion aufgrund der harten Verhandlungen mit dem Landkreis Osnabrück vorgeworfen wurde, die IGS gefährden zu wollen. Hinsichtlich der Einkommenssteuer erklärt RM Quebbemann, dass lediglich 10 % der Steuerzahler über 50 % der  Steuereinnahmen einzahlen würden. Dabei handele es sich um die oberen 10 % der Steuerzahler. Er ist daher der Meinung, dass bei künftigen Baugebieten auch für diese 10 % attraktive Baugrundstücke zur Verfügung gestellt werden müssen. Sozialer Wohnungsbau sei auch wichtig, bringe jedoch keine Steuereinnahmen. RM Quebbemann stellt klar, dass nicht die Gewerbesteuer für das gute Jahresergebnis gesorgt habe, sondern die Einkommenssteuer.

 

RM Marius Thye spricht den Wortbeitrag von RM Kiesekamp an und hält es für fraglich, warum er fordert, dass die Kreditaufnahme stabil bleiben solle. Das würde bedeuten, dass die Verschuldung regelmäßig steigen würde.

 

RM Kiesekamp stellt klar, dass er die Gesamtverschuldung gesagt habe, nicht Neuverschuldung.

 

Stellv. RV Rothert lässt über den o.g. Beschlussvorschlag abstimmen.

 

Abstimmungsergebnis:                                                 29 Stimmen dafür

                                                                                                  0 Stimmen dagegen

                                                                                                  6 Enthaltungen